Blick, 10.12.2014

Die Gemeinde Hagenbuch im Kanton Zürich muss den Steuersatz um sechs Prozent erhöhen. Dies liegt zu einem grossen Teil an einer eritreischen Familie, die sich nicht integriert.

Normalerweise sind Gemeindeversammlungen in Hagenbuch ZH nicht sonderlich gut besucht. Im Schnitt kommen 40 Personen. Ganz anders heute Abend.

Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer (55, SVP) rechnet mit 80 Stimmberechtigten. Mindestens: «Die Volksseele kocht. Die Versammlung lässt keinen kalt.»

Für Aufruhr sorgt die angekündigte Steuererhöhung. Wegen einer Flüchtlingsfamilie aus Eritrea, die sich nicht integriert, wurde die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde KESB eingeschaltet. Diese ordnete teure Massnahmen an, die Gemeinde und Kanton berappen müssen.

Vier von sieben Kinder sind im Heim
Allein im Jahr 2013 beliefen sich die Kosten dafür auf 320 000 Franken. Mittlerweile sind vier der sieben Kinder fremdplatziert. Ein Heimplatz kostet Hagenbuch rund 10 000 Franken pro Monat. «2015 müssen wir für drei Platzierungen 360 000 Franken bezahlen», sagt Therese Schläpfer.

Eine weitere Platzierung sowie die Rundumbetreuung der Mutter und ihrer drei jüngsten Kinder übernimmt der Kanton. «Aber auch dieses Geld zahlt am Ende der Steuerzahler», sagt Schläpfer.

Für die 1108 Einwohner von Hagenbuch sind 360 000 Franken viel Geld. Geld, das in der Gemeindekasse fehlt. Schläpfer kommt daher nicht darum herum, zu handeln.

«Sonst schreiben wir rote Zahlen»
«Wir müssen die Steuern definitiv um sechs Prozent erhöhen. Sonst schreiben wir rote Zahlen», sagt sie. «Ein Prozent davon betrifft allerdings die Oberstufe Elgg wegen höherer Ausgaben. Zudem fällt der kantonale Finanzausgleich geringer aus.»

Für 2015 beantragt der Gemeinderat heute Abend eine Anhebung des Steuerfusses auf 86 Prozent. Der Gesamtsteuerfuss beträgt dann 111 Prozent.

«Ich habe alles versucht, mir bleibt keine Wahl», sagt Schläpfer. Keine echte Wahl haben auch die Bürger. «Ihnen bleibt nichts übrig, als die Kröte zu schlucken, sonst schreiben wir minus.»

Schläpfer fühlt sich ohnmächtig: «Ich hoffe, die KESB lehrt die Familie Anstand und die Eltern erfüllen ihre Pflichten. Nur so bekommen wir die Kosten in den Griff.»