Blick, 15.09.2014

Die Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer (SVP) beschwert sich über die hohen Kosten, welche die Betreuer einer Flüchtlingsfamilie verursachen.

Es gab Zeiten, da war im beschaulichen Hagenbuch ZH alles im Lot. Die Bewohner waren stolz auf ihr 1085-Seelen-Dorf, der Haushalt stimmte. Doch seit ein paar Monaten ist nichts mehr, wie es war. «Ich weiss weder ein noch aus», sagt Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer (SVP). «Uns bleibt wohl keine andere Wahl, als die Steuern zu erhöhen.»
Alles fing an mit dem Zuzug einer eritreischen Flüchtlings­familie vor bald drei Jahren. Die Grossfamilie bekam eine Aufenthaltsbewilligung B (ein Jahr mit Verlängerungsmöglichkeit) und So­zialhilfe: 1500 Franken zahlt die Gemeinde für die Miete, 2600 Franken für den Unterhalt.

Vier Kinder im Heim

Bald war die Mutter überfordert. Heute leben vier der sieben Kinder im Heim: Jeder Platz kostet die Hagenbucher 9000 Franken pro Monat, wie BLICK-Recherchen zeigen. «Geld, das sicher auch die nächsten Jahre fehlen wird», seufzt Schläpfer.

Um die vier Kinder, die bei der Mutter leben, kümmern sich Sozialpädagogen. Im Schnitt ist die Betreuergruppe pro Tag sechs Stunden für die Familie da, 25 Tage im Monat. Sie helfen einkaufen, kochen, putzen oder fahren mit den Kindern in den Zoo.

Das kostet. 135 Franken pro Stunde und Betreuer, an Wochenenden und Abenden 145 Franken. Macht 20 000 Franken pro Monat. Mit den Heimkosten für die Geschwister sind es monatlich über 60 000 Franken. Darum muss Gemeindepräsidentin Schläpfer den Steuerfuss um mindestens fünf Prozent erhöhen.

Sie sass am Freitag bereits mit dem Finanzberater zusammen. Am 10. Dezember stimmt die Gemeindeversammlung ­darüber ab. Bringt Schläpfer die Erhöhung nicht durch, muss sich die Gemeinde nächstes Jahr verschulden. «Eine unmögliche Situa­tion. Ich bin den Bewohnern gegenüber verpflichtet, die Kosten im Rahmen zu halten.

Kanton und Bund verantwortlich

Und doch sind mir die Hände gebunden, da uns der Kanton die Verantwortung für die Betreuung der Familie entzogen hat.» Kein Wunder, wachse der Unmut.
Schläpfer macht auch Kanton und Bund für die Situation verantwortlich. Sie kenne ähnliche Fälle in anderen Gemeinden. «Störend ist, dass diese Familien keine Verpflichtungen haben, nur Rechte. Wenn ihnen Betreuer, Übersetzer oder Wohnung nicht passen, müssen wir uns fügen.» Die Folgen: Wut bei den Nachbarn, Unverständnis für die Flüchtlinge – wohl die höchsten Kosten dieses Irrsinns.